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Horta - Cuxhaven

26.06.2016

am 9.Juni bin ich aus Horta ausgelaufen, nicht als einziger.
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Die Wettervorhersage war recht günstig, Süd- bis Südwestwind für die nächsten 5-6 Tage, bis dahin würde ich weit genug nördlich sein um den Nordwind des nächsten Tiefs nicht mehr gegenan zu haben.
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Diese Strategie hat prima funktioniert, natürlich habe ich auch auf andere wichtige Details geachtet:
- ich habe vor dem Auslaufen mit niemand rothaarigem gesprochen
- ich bin nicht an einem Freitag ausgelaufen
- ich habe auf See keine Haare geeschnitten
- ich hatte keine Hasen an Bord
So war es zum Glück auch nicht notwendig etwaige Gegenmassnahmen zu ergreifen, etwa für mehr Wind mit einem alten Nagel am Mast zu kratzen oder eine Katze über Bord zu werfen.

Im englischen Kanal entschied ich mich, nicht zu stoppen um England zu besuchen, sondern den (noch) günstigen SW auszunutzen. Dieses Wetterfenster müsste mich mit etwas Eile gerade so nach Deutschland tragen. Was ich natürlich nicht einkalkuliert hatte, waren die Sichtverhältnisse. Nebel, Dauerregen, Nieselregen oder alles gleichzeitig. Gerade als ich mich entschloss nach Brighton zu gehen und bessere Sicht abzuwarten klarte es auf und die Sonne schien. Ein gutes Omen wie ich beschloss. Als ich zu weit von Brighton weg war, um gegen Wind und Tidenstrom umzukehren (ich hab´s versucht) zog dichter Nebel auf. Wirklich dicht. Soviel zu guten Omen und Aberglauben.
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Bild: Straße von Dover bei Nebel

Ich bin also nachts, bei Sichtweite von höchstens zwei Bootslängen durch die Strasse von Dover gesegelt, eine der meistbefahrenen Wasserstrassen der Welt. Das ist eine interessante Erfahrung mit einer eigentümliche Geräuschkulisse, die stöhnende Nebeltröte von Dungeness, die Maschinengeräusche der anderen Schiffe...
Dank AIS hatte ich immerhin eine Ahnung was um mich vorgeht, und wenn ich eine Begegnung mit 0.1 Seemeile (185m) oder weniger angezeigt bekam, habe ich mich auch schon mal per Funk vergewissert dass meine Existenz bekannt und als von Belang angesehen wird.
Morgens in Dover klarte es etwas auf, so dass man die riesigen Bordwände der Schnellfähren zumindest als grauen Schatten erkennen konnte. Denn die Fährkapitäne wussten zwar offenbar von meiner Existenz, doch wurde diese als zu belanglos angesehen um deshalb den Kurs zu ändern und es etwas weniger knapp zu machen. Hinter Dover klarte es etwas auf, ich habe mich dann von der Hauptverkehrstrasse verdrückt um noch etwas Schlaf zu finden.
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Bild: Feuerschiff East Goodwin

Es folgten vier Tage Nordsee bei schönem Wetter in denen ich zwar auch kaum Schlaf fand aber eine Flut von Sinneseindrücken auf mich einprasselte. Der Geruch der Nordsee (riecht etwa wie Ostsee), der Geruch eines sonnenbeschienen Weizenfeldes in Holland (ich bin sicher es war Weizen), der Wattgeruch bei Niedrigwasser, das roch alles so heimisch, so vertraut und so anders der Rest der Welt. Vielleicht war ich aber auch einfach übermüdet, von irgendeinem Alarm geweckt, glaubte ich im Halbschlaf auch manchmal nicht allein an Bord zu sein und war dann kurz verwundert das Cockpit leer vorzufinden. Mein grösster Wunsch war es, einmal länger als eine halbe Stunde am Stück schlafen zu können ohne dass irgend ein Alarm piept.
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Bild: Kiloweise Watt in der Nordsee

In Holland bekam ich dann auch noch kurz Besuch vom Zoll, die haben meine Papiere angesehen und einer ist mal überall durchgegangen. Ich nehme an, für eine gründliche Durchsuchung war es zu klamm, eng und unordentlich unter Deck. Der andere schaute sich gründlich -und ich fand ein wenig neidisch- die Stempel in meinem Reisepass an.
Am 24. erreichte ich dann Cuxhaven, einlaufen darf man ja zum Glück auch Freitags.
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Bilder: Cuxhaven

Nächstes Wochenende geht es dann wenn das Wetter mitspielt durch den Nord-Ostsee-Kanal.




Grafitti

06.06.2016

Horta ist der Ort, an dem jeder - ob Künstler oder nicht - ungestraft seinen Tag an der Wand oder auf dem Boden hinterlassen darf. Diese Arbeit kann tagsüber erledigt werden und es besteht keine Gefahr von der (Bahn)polizei oder irgendeinem Wachschutz überrascht zu werden. Einzige Bedingung ist die Anreise mit einem Boot. Bei diesen Voraussetzungen wird der Segler gerne kreativ.
Natürlich steht dahinter nicht die Idee der Gemeinde Farbe für die Hafenanlagen zu sparen, sondern das ganze geht, wenn ich mich recht erinnere, auf eine alte Tradition zurück. Die Fischer schrieben ihre Namen mit Kreide auf die Hafenmauer für eine sichere Überfahrt. Sie mussten nur wieder an Land sein bevor der Name vom Wetter abgewaschen wurde. Segler sind da natürlich etwas gründlicher, Kreide benutzt hier niemand.
Hier eine kleine, ganz und gar subjektive Auswahl:

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Azoren

02.06.2016

Die Überfahrt
Winter changed into spring, spring changed into summer, summer changed back into winter, and winter gave spring and summer a miss and went straight on to autumn. ...(aus: Monty Pyton and the Holy Grail)
Ungefähr so war auch die Überfahrt nur in anderer Reihenfolge.
von Flaute bis kräftigem Wind war alles dabei, von heiss und sonnig bis kalt und regnerisch auch. Nur kein richtig fieses Wetter, zum Glück, aber das hatte ich ja auch nicht bestellt.
Die Überfahrt dauerte 20 Tage und so sah es aus:

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Bilder: Überfahrt

Jetzt bin ich in Horta und das regnerisch kalte ist fester Bestandteil des hiesigen Wetters. Manche Nacht läuft die Dieselheizung, denn es ist zwar nicht erfrierungskalt, aber bei 14 Grad macht es einfach keinen Spass aufzustehen.

Spurensuche
In Horta habe ich versucht Spuren der Vergangenheit zu finden, aber es ist nicht viel da. Unser Lula-Kunstwerk wurde von marodierenden Ikonoklasten geschändet, kaum lassen sich noch Umrisse erkennen.

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Bild: Lula-Grafitto im Jahre des Herrn 2000 und 2016

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Bild: Marina
Überraschend gut erhalten ist dagegen die alte Walfangstation in Porto Pim, auf der anderen Seite von Horta. Ich kann mich erinnern dass da 2000 ein paar überwucherte Ruinen standen die über einen Trampelpfad erreichbar waren. So sieht das heute aus:

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Bild: Walfangstation

Erklärlich ist der gute Zustand eigentlich nur durch eine art inverser Erosion oder eine lokale Entropieanomalie. Oder die "Azorianer" gehen wieder auf Walfang und haben deshalb heimlich renoviert. Meine ursprüngliche Idee, es könnte sich um eine Restaurierung von Kulturerbe handeln (die Informationstafeln behaupten das), habe ich verworfen, denn neu angelegte und auf alt getrimmte Strassen sind ja eigentlich kein Kulturerbe?!
Für die Walfangtheorie würde auch die Walfangflotte im Hafen sprechen die ein Vielfaches grösser ist als noch vor 16 Jahren.
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Bild: Walfangboote

Horta
Ansonsten hat sich in Horta nicht so viel verändert, dieses mal habe ich sogar Peters Cafe Sport besucht, ein Muss für jeden anständigen Segler. Und anständige Segler gibt es hier zuhauf. Die ARC ist hier, "verstopft" alle Liegeplätze und wo mann tritt und wandelt trifft man auf perfekte Vorzeigesegler mit ihren schicken Yachten. Zum Glück nicht nur. Auf meinem bisherigen Nachbarboot (Phaleron lag in dritter Reihe) war eine Neuseeländisch-Australisch-Amerikanische Überführungscrew, die mich einen Abend adoptiert hat. Allerdings knirschte es etwas in ihrem Crewgefüge und offenbar führte eins zum anderen. Australien und Amerika verbündeten sich gegen Neuseeland und ein Crewmitglied wurde abgemustert und zurückgelassen. Von jetzt auf gleich. Also habe ich jetzt einen marooned sailor als temporären Achterkabinengast. Nicht die erste zerstrittene Crew die ich getroffen habe, aber jemanden von jetzt auf gleich auf die Strasse (bzw auf den Pier) zu setzen ist schon heftig. Zumal bei dem Wetter!
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Bild: Peters Cafe







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