Port Stephens
03.12.2013
Ich war dann doch noch eine ganze Weile in Coffs Harbour, zum einen weil ich mal wieder adoptiert wurde, diesmal von Bill und Caroline von der Juffa, die einen Tag nach mir reinkamen.Sie hatten den Verdacht ich folge ihnen heimlich, denn überall wo ich hinkam waren sie auch (oder umgekehrt) (Hiva Oa, Tauhata, Nuku Hiva, Bora Bora, Savusavu, Noumea, Coffs Harbour...). Zum anderen hatten wir nicht ganz das passende Wetter um nach Süden weiterzusegeln. Ein paar Tage war es ziemlich gewittrig und nachdem es dann einen Tag vor Anker ziemlich bewegt wurde (Mit Wellen die über die Aussenmole spülten) beschloss ich mit dem ersten halbwegs passenden Wetterfenster weiterzusegeln.
Tagsüber und abends war das ein angenehmes segeln mit bis zu 3kn ostaustralischem Strom der zusätzlich schob und Phaleron bis zu 10kn über Grund laufen liess.
Nachts wurde es dann kalt (für meine Verhältnisse), regnerisch und windig. Das "Wetterfenster" sollte je nach Wetterbericht 24-36h anhalten bevor das nächste Tief mir wieder Südwinde schickt.
Bis Port Stephens waren es 160 sm, also könnten 24h etwas knapp und müssten 36 reichlich sein. Es war natürlich etwas knapp, trotz Strom.
Leider kam der Südwind eine Stunde zu früh, als ich nach etwa 22h noch 5sm vor der Einfahrt war ging es los, passenderweise aus SW genau auf die Nase. Der Versuch mich mit Maschine noch schnell reinzumogeln schlug fehl als der Diesel bei zu viel Krängung verröchelte. Also doch segeln!
So wurde es mittags bis ich sehr weit innen ein lauschiges Plätzchen fand. Zur Erklärung, Port Stephens ist eigentlich kein Hafen sondern eher so etwas wie ein grosses Binnenrevier, ähnlich einem ostschwedischen Fjord. Nur mit rund 1.5 m Tidenhub.
Und die Schwäne sehen hier auch anders aus.
Das Wetter war anfangs etwas verdrießlich aber ich hatte, nachdem auf der Überfahrt diesmal nicht an Schlaf zu denken war, sowieso Nachholbedarf.
Dann habe ich den Diesel entlüftet (der hat durch die relativ leeren Tanks bei Krängung Luft gesaugt) und mich in eine Ankerbucht näher an der Marina verholt wo geslippt werden soll. Das ist hier ganz altmodisch, die Werften haben einen Slip und keinen Kran.
Morgen mit dem Morgenhochwasser soll es rausgehen.
Gestern habe ich mir noch das Städtchen angesehen vor dem ich ankere (Tanilba Bay), die reine Vorstadtidylle...
No worries
17.11.2013
Das scheint hier die übliche Begrüßungsformel zu sein. Und meist stimmt es auch.Ich bin Donnerstag früh in Coffs Harbour angekommen, das Einklarieren war entgegen allem was so geschrieben wird recht unkompliziert. Nur etwas Gemüse, Käse und ein paar Liter H-Milch habe ich durch die Biosecurity eingebüßt. Letztere weil sie nicht von australischen oder neuseeländischen, sondern von französichen Kühen stammte. Denen kann man natürlich nicht trauen :-). Gut dass ich keine bayrische Bergbauernmilch dabei hatte...
Der Hafen war leider voll, und der Vorhafen ist etwas bewegt und bei Ostwind nur teilweise geschützt. Aber: Man hatte einen Platz für mich längsseits an einer großen alten Holzketsch. Da würde man öfter jemanden unterbringen das wäre OK. Also hatte ich eine entspannte Nacht in völliger Ruhe. Zum ersten mal seit langer Zeit wieder in einer Marina mit Strom und allem.
Coffs Harbour ist genau so wie ich mir immer eine verschlafene kalifornische Küstenstadt vorgestellt habe. Dabei war ich weder in Kalifornien noch vorher je in Australien. Aber es gibt hier:
- den Fischereihafen mit der Fischerkooperative,
- die allgegenwärtigen pazifischen Seevögel,
- Die gebildeten Möven die sogar lesen können,
- die langen weissen Strände mit Sand der beim Gehen unter den Füßen quietscht,
- die unvermeidliche alte Holzpier,
- die Surfer (Welle nicht Wind) und dazu passende uralte VW-Busse.
Nur die Amseln sehen hier irgendwie anders aus.
Und der wichtigste Unterschied ist natürlich, dass man beim über die Straße gehen erst in der verkehrten Richtung gucken muss, wenn man nicht am Fussgängerabstreifer eines grossen Pickups enden will.
Die zweite Nacht in der Marina war weniger entspannt, da mein Nachbar kam und sich als cholerischer Brüllaffe entpuppte. Das zwang mich dazu, nachts im Schlafanzug in den Vorhafen umzuziehen und dort zu Ankern. No worries.
(Nach den Monaten in der Südsee hat mich das etwas aus dem Konzept gebracht, ich werde mich wohl erst wieder daran gewöhnen müssen dass es in unserem Kulturkreis auch solche gibt.)
Am nächsten Nachmittag zog ein Gewitter durch und ich wurde massiv mit Eis beworfen. Ausser einem Loch in meiner etwas mürben Sprayhood ist allerdings nichts passiert.
Etwas unglücklich war nur dass ich bei dem leichten Wind am Vormittag einen Heckanker ausgebracht hatte um den Bug gegen die einlaufende Dünung zu halten. Also bekam ich den Gewitterhagel als volle Breitseite. Jetzt weiss ich also, dass auch der Heckanker außerordentlich gut hält. In der ersten Pause habe ich dann den Heckanker an die Bugklampe gelegt (hab lange genug mit Krängung gewohnt), jetzt liege ich also sehr sicher vor 2 Ankern. No worries.
Die Suche nach einem Ort wo ich Phaleron ein paar Monate "parken" kann ist etwas zäh, mit etwas Glück finde ich hier oben eine bezahlbare Möglichkeit, wenn nicht werde ich wohl bis in die Gegend von Melbourne müssen, das wären dann noch einmal etwa 800 Seemeilen. Und die leider nicht bei tropischem Passat, denn hier ist gemäßigter Frühling und je weiter ich nach Süden komme desto früher wird der natürlich. Aber es wird sich was finden. No worries.
Unterwegs
09.11.2013
ich bin wieder einmal unterwegs, Mittwoch habe ich Neukaledonien verlassen und mich auf den Weg nach Australien gemacht. Die Ankerkette war schon etwas bewachsen und roch beim Ankeraufgehen verdaechtig nach altem Fisch. So streng dass ich die Tuer zur Vorpiek zugemacht habe. Allmaehlich veraenderte sich der Geruch etwas, heute Morgen roch das ganze Vorschiff sehr intensiv nach dieser dunklen Ecke, die es im Treppenhaus jedes Parkhauses gibt.Also habe ich die Kette rausgeschlurrt, auf dem Vorschiff ausgebreitet und die verwesenden Pflanzenreste abgebuerstet.
Das war mal wieder sehr erbaulich aber immerhin ist jetzt Ruhe mit Geruechen :-)
Angepeilt habe ich Coffs Harbour, das ist der noerdlichste Einklarierungshafen von New South Wales.
Der ist jetzt noch etwa 500 sm entfernt, was bedeutet dass ich gut 350 seit Mittwoch geschafft habe. Das Wetter ist, wie bisher so oft, eher schwach windig, aber es reicht um vorwaerts zu kommen. Stuerme oder Abenteuer habe ich keine bestellt und will sie auch nicht haben.
Dafuer wird es immer kaelter je weiter ich nach Sueden komme, letzte Nacht fiel das Thermometer sogar schon auf menschenunwuerdige 19 Grad Celsius. Fehlen eigentlich nur noch Eisberge und Pinguine. Brrr.
S25 43.244 E160 58.021