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Opua

30.04.2015

geplatzte Träume...
So, jetzt bin ich in Opua, schon seit ein paar Tagen. Die Überfahrt ging recht flott, was hauptsächlich am Wetterbericht lag, der für die letzte Etappe eine Sturmwarnung aus Nord (genau gegenan) versprach. Also hat der Skipper (ich) die bei der Mannschaft (bei mir) etwas unpopuläre Massnahme beschlossen mal wieder eine Nacht durchzusegeln. Das bedeutet in Küstennähe immer Schlafentzug, selbst wenn Skipper und Mannschaft sich abwechseln.
Unterwegs ist mir am frühen Samstagnachmittag auf halbem Wege zwischen Great Barrier Island und den Poor Knights Islands (die ich sehr romantisch bei Mondschein passiert habe) die Genua mit einem lauten Knall um die Ohren geflogen. Geplatzt wie eine zu enge Hose, von der Mitte des Unterlieks bis zum oberen Drittel des Achterlieks komplett in zwei Hälften getrennt. Dabei war recht moderates Wetter, in den Regenböen vielleicht ein Tick zu viel Tuch, aber noch nichts wo man ans Reffen denken würde. Entsprechend war die ersatzweise gesetzte Genua II etwas klein und Phaleron etwas flügellahm.
In der Nacht bin ich dann in die Bay of Islands gesegelt habe am frühen Morgen relativ blind (Mond war untergegengen) Anker geworfen und noch ein paar Stunden geschlafen (in der Cooks Bay glaube ich, gibt es nicht überall eine Cooks Bay?!). Mittags bin ich dann in die Marina, da frischte der Wind schon auf und am Montag war ich froh nicht mehr draussen zu sein.
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Der örtliche Segelmacher (von North, wie passend in Northland) hat eine gebrauchte Genua aufgetrieben, die ganz anständig aussieht und die er bis nächsten Montag zu einem vernünftigen Preis auf Phalerons Größe ändert. Damit fliegt sie wieder. Die kaputte Genua ist nicht zu retten und der Grund ist so unglaublich wie ärgerlich. Diese nichtswürdigen Söhne von Blindschleichen (man möge mir meine drastische Ausdrucksweise verzeihen, aber ich bin doch recht ungehalten) haben bei der Produktion Kett- und Schussrichtung des Tuchs nicht beachtet, und also die nicht belastbare Tuchrichtung in die Hauptbelastungsrichtung verbaut. Eine gerechte Strafe wäre wohl den Verursacher auf einem Boot mit seinem Segel, einer Rolle Garn und einer Nadel mitten auf dem Ozean auszusetzen, damit er eine Idee bekommt was sein Dilettantismus anrichten kann. Jawohlja.

Viel Holz
In Tauranga lagen viele Holzfrachter, durchschnittlich ging alle ein bis zwei Tage einer raus, und grob überschlagen müsste jeder etwa 15-20.000 gemordete Baumkadaver auf Deck geladen haben.
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Ich fragte mich jedesmal wenn die meinen Ankerplatz passierten, wer all das Holz wohl braucht, und inzwischen habe ich eine Theorie. Ich denke, etwa die Hälfte der Baumproduktion bleibt im Land und der Rest geht nach Australien (die haben da ja überwiegend Busch, und der brennt sogar öfter, was allerdings kein Wunder ist).
Das Holz wird zu Papier verarbeitet und das Papier wird benötigt um die erforderlichen Ein- und Ausreiseformulare beider Länder zu drucken.

Drei Tage vor der Abreise hier muss ich ein 17-Seitiges "advanced notice of departure" Formular einreichen, um bei der Abreise dann ein "Clearance Certificate" zu erhalten, vorausgesetzt ich habe meine "person departure card" ordnungsgemäß ausgefüllt und abgegeben.
Vorher muss ich unbedingt Australien von meiner geplanten Ankunft informieren ("notice of arrival") das geht allerdings formlos per e-mail wenn kein Fax da ist. Natürlich müssen alle Angaben zu Schiff, Registrierung Peronen Reiseroute etc. vorhanden sein.
Das 12-Seitige Einreiseformular (wieder ein Baum tot) für Australien muss ich dann erst bei der Ankunft fertig haben. Also kein Stress.
Ach wie einfach war das in Polynesien. Einfach zur Gendarmerie tigern, sagen "Bonjour, je suis angekommen hier" ein Formular ausfüllen und fertig. Wie unzivilisiert.