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Einhandsegler

09.05.2013

Langsam haeufen sich die Beschwerden man wuerde nichts mehr von mir hoeren. Meine Lieblingsausrede ist dass einfach nicht viel passiert, aber wenn ich darueber nachdenke stimmt das ja auch nicht so recht.
Denn ich habe inzwischen:
- Phaleron neu verproviantiert
- Paul Gauguin besucht
- Eine Stein mit Petroglyphen aufgesucht
- Eine herrenlose Kokusnuss verkonsumiert
- der "Black Perl" mit Werkzeugen ausgeholfen
- Die "schoenste" Ankerbucht auf der Insel Tahuata aufgesucht
- gekokelt
- eine nicht herrenlose Kokusnuss verkonsumiert
- Limonen gesammelt
- einen ausgewachsenen Manta erschreckt
- Phalerons Cockpit entrostet und neu gestrichen
- mir ein Ohr entzuendet

Also der Reihe nach:
Proviant
In Atuona gibt es mehrere "(Super)maerkte" die immerhin ein gewisses Sortiment haben. Leider ist das meiste recht teuer, so dass ich meine Ernaehrung etwas dem Angebot angepasst habe. Jede Art von Fruchtsaft ist unbezahlbar, aber Wasser gibt es im Hafen kostenlos. Zusammen mit wilden Limonen und etwas Sirup gibt das auch etwas Abwechslung. In Panama war das billigste kaeufliche Getraenk das panamesische Bier. Hier ist es franzoesische H-Milch. Geht auch :-). Alles was auch nur Spuren von Alkohol enthaelt ist dagegen weitgehend unerschwinglich (der billigste Wein im Tetra Pack rund 10 Euro, eine Dose Bier knapp 3).
Einmal habe ich den Fehler gemacht, mir trotz des Preises eine Tafel Schokolade zu kaufen (ich bin ja auch nur ein Mensch). Die ist hier aber leider durch das Klima ungefaehr so schmackhaft wie der vor drei Jahren hinter den Schrank gefallene Schokoladenosterhase. Alles in allem also eine sehr gesunde Gegend.

Paul Gauguin
Ihn selbst habe ich nicht besucht, obwohl er in Atuona begraben ist, aber auf den Friedhof wollte ich deshalb nicht extra. Es gibt aber ein Kulturzentrum in dem unter anderem Reproduktionen vieler seiner Bilder, speziell derer, die auf Hiva Oa entstandenen, ausgestellt sind. Fuer einen Kunstlegastheniker wie mich ist das voellig ausreichend, zumal die Originale ueberall auf der Welt verstreut sind, da wuerde ich noch Jahrzehnte rumsegeln...
Besonders das Bild
D'ou venons nous
Que sommes nous
Ou allons nous
hat mich lang beschaeftigt, es ist ein sehr grossformatiges Bild, soll autobiografisch sein und enthaelt viele einzelne Szenen die teilweise auch in frueheren seiner Bilder auftauchen. Verstanden habe ich es leider nicht, obwohl ich auch gern gewusst haette woher wir kommen, wer wir sind und wohin wir gehen. 42.

Petroglyphen
Wenn man eine Wanderung rund um die Hafenbucht macht kommt man irgendwann an einen abzweigenden Feldweg der ins Tal hinauf fuehrt. An der Abzweigung steht ein Schild: "Site Historique de Tehueto Petroglyphes" Da der Weg lang aussah beschloss ich ihn anderntags zu gehen. Ich war sowieso wegen der "Black Pearl" etwas laenger im Hafen als geplant, aber davon spaeter.
Aus dem Weg wurde bald nach dem Abzweig ein ziemlich matschiger Feldweg durch ein gruenes tropisches Paradies. Irgendwann zwischendurch kam man an einem umgestuerzten Hochspannungspfahl vorbei, die Kabel lagen im Gestruepp und den Pfuetzen, und wenn man sehr dicht an den Pfahl ging konnte man einen vergilbten Zettel sehen der auf franzoesisch darauf hinwies dass die Kabel noch unter Spannung stehen. Da das aber das daran angebundene und grasende Pferd nicht stoerte beschloss ich mich davon auch nicht irritieren zu lassen. Nach einer Weile floss ein Bach ueber den Weg, den man ueber ein paar Steine leidlich trocken queren konnte. Direkt nach der naechsten Biegung war der Weg versperrt mit dem Hinweis auf einen privaten Garten. Der "Wanderweg" ging jetzt mitten querfeldein, markiert durch ein paar Plastikbaender alle paar Meter. Irgendwann kam ich in ein trockenes Bachbett, und als ich da hinauf lief kam irgendwann ein grosser Felsen der frueher einmal mitten im Bach gestanden haben
musste. Und auf dem waren diese polynesischen Symbole eingekratzt. Ob das die "Site Historique" war kann ich nicht sagen aber ich habe weiter nichts gefunden.

Erste Kokusnuss
auf dem Rueckweg von meiner Wanderung habe ich eine Kokusnuss aufgesammelt und an Deck mit der Machete (was ich nicht alles an Bord habe...) von der ausseren "Kokosmatte" befreit. Dann die Milch abgelassen, kaltgestellt und die Nuss mit einem Hammer geoeffnet. Sehr lecker.

Die Black Pearl
Als ich mich langsam mit dem Gedanken trug Atuona zu verlassen kam die Black Pearl in den Hafen, eine etwas aeltere Yacht mit zwei jungen sehr netten Englaendern an Bord. Das herausragende Merkmal der Black Pearl war zweifellos dass der Mast fehlte und stattdessen der Spibaum als Notmast geriggt war. Die Black Pearl kam von Mexiko, und der Mast hatte sich etwa 300 Seemeilen vor den Marquesas verabschiedet. Etwa in der Mitte abgeknickt hatten sie beide Haelften geborgen und ueberlegt wie man die wieder verbinden kann.
Da es in Atuona herzlich wenig Bootsausruestung und Werkzeug zu kaufen gibt habe ich meine Hilfe angeboten. Durch einen Gluecksfall haben sie einen fast gleichen Mast in einem Garten aufgetrieben und gebraucht gekauft. Ich habe ein paar Werkzeuge zur Verfuegung gestellt die die Arbeit erleichtert haben und die hier sonst wahrscheinlich schwer aufzutreiben sind (Gewindebohrer, Schlagschrauber, tragbarer Generator und Elektrogeraete, Nicopress-Werkzeug...).
Ausserdem habe ich in der Achterkabine gekramt und noch ein paar hilfreiche Dinge (Installationskabel, Koaxkabel, eine alte UKW-Antenne) gefunden. Weil ich sowieso zu viel Kram an Bord habe (sagt man) bin ich diese Dinge also gluecklich los geworden.
Bedankt haben sich die beiden mit einer Flasche sehr leckerem mexikanischen Rum den ich dann beim "kokeln" gekostet habe.

Die schoenste Ankerbucht der Marquesas
Als die Beiden meine Werkzeuge nicht mehr brauchten beschloss ich mal wieder einen Ortswechsel vorzunehmen. Urspruenglich wollte ich nach Norden, nach Ua-Pou und dann nach Nuku-Hiva weiter. Nur der Wind war anderer Meinung, so dass ich meinen Plan um 180 Grad aenderte und einen kurzen Huepfer nach Sueden machte. Nach Tahuata in die "Baie Hanamoenoa", von der mein Revierfuehrer behauptet schon Hiscock hatte das als eine der schoensten Ankerbuchten der Marquesas bezeichnet. Das haben wohl alle gelesen, denn es lagen schon etwa 6 Yachten da.
Mein erster Gedanke war, dass das ein "ganz ordinaeres Bilderbuchparadies" ist :-). Mit weissem Strand, klarem Wasser, Kokospalmen und von "Schnorchelfelsen" gesaeumt.

Kokeln
ich hatte kaum Anker geworfen und mich kurz durch eine "Ankerinspektion" erfrischt als ein Dinghi laengsseits kam und ich zum Abend zu einem Lagerfeuer mit den Bewohnern der umliegenden Yachten am Strand eingeladen wurde. Anlass war der erste Mai (irgend ein Anlass ist immer) und es wurde ein sehr netter Abend. Einen nicht unbetraechtlichen Teil der Black Pearl-Rumflasche haben wir auf das Wohl derselben geleert.
Das alles ist um so ungewoehnlicher als man als Alleinreisender immer etwas schwerer Kontakt zu den normalerweise als Paar oder Familie Reisenden bekommt. Der Grund ist sehr einfach. Als Einhandsegler ist man schlimmstenfalls ein antisozialer, normalen Umgangsformen entwoehnter Querulant (oder kurz ein beziehungsunfaehiger Spinner) oder bestenfalls jemand der dringend "Anschluss" sucht und mit allen Frauen der anderen Yachten flirtet. So jemanden laedt man nicht ein. Und mir fiel durchaus eine gewisse Irritation auf, als die anderen herausfanden dass ich allein an Bord war.
Aber in solchen Faellen "hilft" mir Martina. Ich erzaehle dann dass ich nur im Augenblick allein bin, und spaetestens wenn ich von Martina erzaehle wird jedem klar dass von mir keine Gefahr droht. Sonst lernt man als Einhandsegler meist nur andere Einhandsegler kennen. Aber die sind oft irgendwie komisch :-).

Die zweite Kokusnuss und haufenweise Limonen.
Hier wachsen Limonen die niemanden zu interessieren scheinen. Da ist der Gedanke nicht fern dass sie, wenn sie niemandem gehoeren, ebensogut mir gehoeren koennten. Wie schon erwaehnt lassen sich da interessante Getraenke draus zaubern.
Mit den Kokosnuessen verhaelt es sich anders, die sind teilweise eingezaeunt und werden wohl gelegentlich verarbeitet (wenn sie nicht vorher den Nagetieren zum Opfer fallen). Weil ich trotzdem Appetit auf Kokusnuss hatte, habe ich mir eine schoene ausgesucht und eine angemessene Bezahlung in der Huette hinterlassen. Sehr europaeisch gedacht, ich weiss. Wahrscheinlich kuemmert das hier keinen Menschen ob ich mir eine Kokusnuss "leihe" oder nicht.

Der Manta
beim Schnorcheln kam mir ein grosser Manta direkt entgegen. Er liess sich von mir nicht irritieren und ich sah sein offenes ovales Maul (mit dem er Plankton filtert?) direkt von vorn. Ungluecklicherweise war ich im Gegensatz zu ihm schon etwas irritiert und habe statt ruhig mit dem Fotoapparat die tolle Szene einzufangen vor Schreck eine hektische Bewegung gemacht. Das hat ihn dann wieder irritiert und er ist abgedreht. Wieder eine verpasste Chance fuer ein tolles Foto.

Farbe, Farbe, Farbe
Man sagt bei einem Stahlschiff helfen gegen Rost nur drei Dinge: Farbe, Farbe und nochmals Farbe.
Weil die Steckschotten der Niedergaenge in ihren rostenden Schienen schon etwas klemmten und der Anblick auch sonst nicht mehr so schoen war habe ich etwas renoviert und das Cockpit entrostet und neu gestrichen. Stueck fuer Stueck werde ich so hoffentlich das ganze Deck schaffen, denn das sieht inzwischen schon etwas wuest aus. Sehr korrosives Klima in den letzten Jahren...

Das Ohr
Ich hab ja zwar gelesen dass sich van Gogh sein Ohr nach einem Streit mit Gauguin abgeschnitten haben soll, aber bei mir hat sich derart dramatisches nicht zugetragen.
Ich habe mir, wohl beim Schnorcheln, mein Telefonohr entzuendet und behandle das gerade (mit Erfolg) nach den Ratschlaegen meines "Gesundheitsberaters". Joachim kennt ihn, wir haben mal bemerkt dass wir beide immer erst Peer anrufen bevor wir zum Arzt gehen.

Das Wetter
falls sich jetzt jemand fragt warum ich so wenig Reise, wir haben seit einiger Zeit eine etwas ungewoehnliche Wetterlage mit noch weniger Wind als sowieso schon ueblich. Da sind "grosse Spruenge" schwierig. Ausserdem muss die Farbe erst trocknen.